Treasures of pre-cinema history
The magic lantern
Pictures
Einladung Geburtstag Prinz Friedrich Wilhelm
Birthday invitation of Prince Friedrich Wilhelm into the Concert-Saal des Schauspielhauses, Berlin (27th January 1871)
Geburtstags-Bild
Birthday slide (in which the portrait of Prince Friedrich Wilhelm will be projected in)
Prinz Friedrich Wilhelm.
Prince Friedrich Wilhelm, later Emperor Wilhelm II.
Wallfahrer Kaspisches Meer
Pilgrims on the Caspian Sea
Notes
Der erste Akt des heutigen Abends bietet eine Wanderung nach dem Wunderlande Ostindien, dessen üppige, fremdartige Natur den Besuch nicht minder in Erstaunen setzt, als seine uralte, grandiose Bauwelt.
Den Ausgangspunkt der heutigen Ostindien-Wanderung bildet ein Wüstenfleck der Turkomanischen Steppe. (...). Die dort sichtbaren, seltsam kostümierten Wanderer sind indische Mohammedaner, auf einer Pilgerreise nach Mekka begriffen. Sie sind von vielfachen Gefahren bedroht, unter denen die räuberischen Überfalle der Turkomanen nicht zu den geringsten gehören. Schonungslos werden die von ihnen überwältigten Wanderer geplündert und als Sklaven durch die Wüste geschleppt. Diese Steppenräuber sind umso gefährlicher, als dieselben schwer bewaffnet, gut beritten und bei ihren Raubzügen zu grösseren Banden vereinigt sind.
Steppenbild
Steppe picture
Notes
Hier ein melancholisches Steppenabendbild. Die meilenlange Ebene wird von den Strahlen der untergehenden Sonne fast horizontal durchleuchtet, wodurch die Körper langverzerrte, gespenstische Schatten werfen. Zuweilen beobachtet man bei solcher Sonnenstellung ein magisches Aufleuchten des Himmels, wodurch das Monotone und Trübselig jener Landschafts-Physiognomie auf einige Minuten angenehm unterbrochen wird.
Turkomanische Steppenräuber
Turkmen steppes robbers
Notes
Der Abend geht in Nacht über. (...) Dort zeigt sich eine Turkomanische Horde, nach ausgeführtem Überfall bei einer Zisterne ruhend. Sie führt den Besitzer einer geplünderten persischen Karawane als Geisel mit sich. Schwer gefesselt und vor Durst verschmachtend, sucht man für den Armen ein hohes Lösegeld zu erpressen. (...).
Das Himalaya-Gebirge, Tag
Himalaya mountains, daytime
Notes
Im Süden Turkestans grenzt Afghanistan,das Vorland Ostindiens. Dort thront auch ein Ausläufer des wahrhaftigen Riesengebirges der Erde, die Himalaja-Kette. Der Himalaja, oder "Wohnung des Schnees", repräsentiert die gewaltigste Gebirgsmasse der Erde, denn bei einer Ausdehnung von über 200 Meilen weist er mindestens 20 Riesenkegel auf, welche die höchsten Andengipfel noch überragen. Dabei ist die gesamte Gebirgsszenerie von grauenvoller Wildheit. Von den tausendfältigen Felstrümmern, welche den Boden bedecken, bis zu den wolkenhohen Gebirgszinnen starrt Alles in scharfeckigen Graten und Zacken.
Das Himalaya-Gebirge, Nacht
Himalaya mountains, night
Notes
Ein kühner Himalaja-Besteiger, der Zeichner dieser Bilder, schreibt darüber: "Nach überaus beschwerlichen Marsche (...) ward ein Plateau erreicht, von welchem sich ein grossartiges Gebirgs-Panorama darbot. Zu beiden Seiten Abgründe von schauderlicher Tiefe. Im Hintergrunde eine Kette schneebedeckter Riesengipfel. Tiefe Nacht in den Tälern und ein allmähliches Auflodern der Bergspitzen. Blutrot leuchtend gewähren sie ein erhabenes Naturgemälde."
Des Tigers Überfall
Tiger attack
Notes
Auf der Südseite fällt das Gebirge terrassenförmig ab und mit jedem Schritte (...) fühlt man, dass auch die Grenzscheide einer neue Welt passiert sei. Alles daselbst ist überraschend neu und eigentümlich. Das Klima, die Wohnsitze der Menschen, sowie die Tier und Pflanzenwelt. Letztere findet ihren imposanten Ausdruck in den von wahrhaftigen Riesenstämmen gebildeten Urwäldern. In ihnen haust der "Schrecken oder Tyrann Indiens", der Königstiger (...). Unhörbar umschleicht er die Wohnungen der Menschen. Aus dem Dickicht brechend erspäht er mit funkelnden Auge die Angriffsstelle, und in einem gewaltigen Satze ergreift er sein Opfer, mit welchem er blitzschnell verschwindet.
Tigerjagd
Tiger hunt
Notes
Zur Dezimierung dieses Untiers werden grossartige Treiben arrangiert, die den indischen Nabobs mehr zum Jagdvergnügen als zur Ausrottung der Tiger dienen. Die Schützen befinden sich wohl gedeckt im Haudetsch des Elefanten, während die kritische Aufgabe, den Tiger aus dem Dickicht zu jagen, den Treibern obliegt. Sie riskieren hierbei ihr Leben, denn nicht selten stürzt sich die versteckt liegende Riesenkatze auf einen der Treiber.
Taj Mahal, Agra
Taj Mahal
Notes
Und nun von den Gebilden der Natur zu denen der plastischen Kunst. (...) Während die Brahma-Tempelwelt zumeist vergangenen Jahrtausenden angehört und in ihr der Charakter des Gigantischen zum Ausdruck gelangt, ist der Stil der jüngeren Bauwerke aus der Zeit der mohammedanischen Herrscher mehr auf das Zierliche und Edle gerichtet. Eine wahre Perle dieser Kunstweise bietet das hier veranschaulichte Mausoleum zu Agra, Tädsch Mähel genannt, das der prachtliebend Schah Jehann seiner Favoriet-Gemahlin errichten liess. Dieses Mausoleum gilt jeher als ein Kunstwerk, da es Grossartigkeit der Anlage, Erhabenheit des Stils und einen Reichtum edler Ornamente harmonisch vereinigt. (...).
Mausoleum zu Golkonda
Mausoleum Golconda
Notes
Dass solches Beispiel zur Nachahmung anregte, ist naheliegend, und es finden sich daher auch in den anstossenden Länder-Gebieten sehenswerte Belege. So in Golkonda, drei Stunden von Hyderabad. Dieses Bild bietet eine Kopie des zur Zeit noch wohlerhaltenen Fürsten-Grabmals. So starr und leblos die moslemische Baukunst im Mutterlande verharrt, so entwicklungsfähig zeigt sie sich ausserhalb desselben, wie das hier und vornehmlich an den maurischen Wunderwerken sich erweist.
Schloß Allahabad
Part of the palace in the fort of Allahabad
Notes
Die in den Monumentalbauten entwickelte Formschönheit wirkte naturgemäß veredelnd auf den Geschmack der Folgezeit, sodass Gebäude für den zeitweiligen Gebrauch und aus leichterem Material, dennoch eine ungewöhnliche Zierlichkeit und Eleganz darbieten. So der hier dargestellte luftige Pavillon zu Allahabad, der einstigen Sommerresidenz bengalischer Fürsten. Mit der gefälligen Form ist die Zweckmäßigkeit der Anlage trefflich vereinigt. Die weit ausladende Bedachung wird durch schlanke Säulen getragen. (...)
Delhi Jum'A Masjid
Jama Masjid Mosque, Delhi
Notes
Mit dem folgenden Bilde gelangt der Indienwanderer nach der jetzigen Provinzial-Hauptstadt Delhi, ehemals zweite Residenz des kunstliebenden Schah Jehann. Gleich wie dieser Fürst sein geliebtes Agra mit Prachtbauten (...) ausstatten liess, so errichtete er auch hier zahlreiche Bau-Monumente, die insgesamt seinen Ruhm verkünden. An ihrer Spitze dominiert zu Delhi die hier sichtbare Moschee "Schumma Mushid". Es ist ein Marmor-Prachtbau von 260 Fuß Breite, den der Schah Mitte des 17. Jahrhunderts unter ganz enormen Kostenaufwand errichten liess. Bei späteren Kämpfen vielfach beschädigt, wurde das kostbare Gebäude in neuester Zeit von den Engländern im alten Glanze wiederhergestellt.
Dschaina Tempelruinen zu Gharispur.
Dschaina, temple ruins of Gharispur
Notes
Von den prunkenden Bauwerken der moslemisch-indischen Zeit wendet sich jetzt der Blick zu den Tempelgebilden früherer Epochen, deren Gründung zum Teil bis in die graue Urzeit zurückgreift. Das entwickelte Bild zeigt die Ruine eines Dschaina-Tempels bei Garispur. Die Dschainas bildeten eine Hindu-Sekte, welche den Opfer- und Religionsdienst des Brahma- und Buddha-Kultes abstreifte, und sich sogar zum Gedanken "der Erlösung des Menschen durch den Glauben" aufschwang. Ihre Tempelbauten dokumentieren das Streben nach künstlerischer Läuterung. (...).
Urwald. Rhinozeros
Jungle. Rhinoceros
Notes
Und nun zu den gigantischen Felstempeln des uralten Brahma- und Buddhismus, wie sie in absoluter Einzigartigkeit ei Ellora, Karli, Kanheri (...) und auf Elephanta gefunden werden. Der Weg nach dem letztgenannten Punkte im Süden Hindustans bietet auch Gelegenheit, die grandiose Urwaldvegetation dieser Zone zu streifen. Dichtgedrängt streben hier die gewaltigsten Baumkolosse himmelwärts, rings umkleidet von riesigen Schlinggewächsen. (...) In solchen Waldungen hausen die Riesentiere, wie z.B. das dort sichtbare einhörnige oder schwarze Rhinozeros.
Urwald. Elefanten
Jungle. Elephants
Notes
Ferner das imposanteste Geschöpf der Erde, der Elefant. (...) Die in der Wildnis lebenden Tiere sind gesetzmäßig Eigentum der indischen Regierung oder der hindustanischen Fürsten. Die gezähmten Elefanten sind für Indien geradezu unersetzlich, denn sie bilden für die abseits der Eisenbahntrassen wohnenden Völkerschaften das einzige Verkehrsmittel.
Grottentempel zu Elephanta
Elephanta Caves
Notes
Das folgende Bild versetzt den Wanderer nach dem schon erwähnten Elephanta, einer Insel im Golf von Bombay. Hier die Innenansicht des dortigen hochberühmten Grottentempels. Das grosse Sanktuarium hat die Form eines Oblongum von 130 Fuß Tiefe, während 21 kolossale Säulen (...) die Decke stützen. Die Wände zeigen hochplastische Skulpturen. Diese Halle mitsamt ihren Säulen und Bildwerken bildet ein fest zusammenhängendes Ganzes, denn sie ist aus dem lebendigen Gestein herausgemeisselt, also Monolith. (...) Im Hintergrunde thront das Kolossal-Idol Brahmas. Dasselbe ist 18 Fuss hoch und zeigt den Hindu-Allvater mit drei Köpfen. Diese charaterisieren seine göttlichen Haupt-Attribute: Schaffen, Erhalten, Zerstören, oder hindustanisch: Brahma, Wischnu und Schiwa.
Tempel zu Kanheri
Kanheri Caves
Notes
Ähnlich wie auf Elephanta findet man uralte Tempelgrotten in grosser Zahl auf de nahen Insel Sassetti. Hier der Eingang zu einem der zwanzig Felsentempel, die mit ihrem Labyrinth von Nebenräumen den ganzen Basalt-Gebirgsrücken bei Kanheri durchsetzen. Die Form der Säulenkolosse ist dieselbe wie auf Elephanta, deren Umfang etwa 30 Fuß beträgt. Im Allgemeinen scheidet man die altindischen Tempelbauten in: "unterirdische Grottentempel", ferner in "freistehende, aus dem Felsen gemeisselte" und drittens in "himmelragende, aus Werkstücken gefertigte Pagoden".
Tempel zu Kailasa
Kailas tempel, Ellora
Notes
Ein Weltwunder unter den Felsentempeln zweiter Art bildet die gigantische Tempelstadt zu Ellora, bei Hyderabad. Hier in Bild von Elloras Wunderbauten - einem Komplex von Tempeln, Grotten und Säulenhallen. Als Hervorragend muss die Kailasa (...) genannt werden, ferner Obelisken bis zu 90 Fuss Höhe. Alle diese Gebilde sind Monolith, aus einem einzigen Stein gefertigt. Ursprünglich ein Granit-Gebirgsrücken von über 400 Fuss Höhe, den man auf einer Länge von einer halben Meile (...) in Einzelblöcke zerlegt hatte, um sie dann (...) architektonisch und baukünstlerisch zu bearbeiten.
Tempel zu Ellora
Ellora Cave
Notes
Es folgt die Innenansicht eines der 13 Tempel von Ellora. Dieser ist speziell dem Wisma-Karmah oder "göttlichem Baumeister" dafür geweiht, dass er der Sage nach den ganzen Ellora-Wunderbau in einer 6-monatelangen Nacht geschaffen hat. (...) Im Hintergrunde des Tempels das Allerheiligste oder "Dagop", das stets von einer kugelartigen Decke (...) gekrönt ist. Unter derselben ruht der göttliche Baumeister. - Die Entstehungszeit der Tempelstadt ist unbekannt, doch weisen Hieroglyphen und sonstige Beobachtungen auf ein Alter von 5000 Jahren hin. (...).
Tempel zu Karli
Karla Caves
Notes
Um diese Kulturmomente nach ihrem reinen Kunstwerte zu prüfen, empfiehlt es sich, ähnliche Tempelwerk eingehend zu betrachten. Hier ein Bruchstück des Karli-Tempels halbwegs der Eisenbahn von Bombay nach Puna. Abgebildet ist ein Teil des Vorhofes der das Tempelheiligtum umschließt. (...) An Stelle glatter Formen tritt dort eine ungemein reiche Skulptur, wodurch das tote Granitgestein lebendig bewegt erscheint. (...). Gott Schiwas Hochzeit mit der Göttin Karli, Tänzer und Tänzerinnen bilden den Inhalt des überreichen Skulpturenwerkes, dessen Steinlast zu tragen origineller Weise mächtigen Elefanten auferlegt ist.
Dschungel
Jungle
Notes
Und nun zu den Tempelbauten dritter Art, den himmelragenden Pagoden, die in der Präsidentschaft Madras besonders sehenswert gefunden werden. Der Weg dorthin führt durch meilenlange Ebenen, die mit mannigfaltigen Gräsern bewachsen und als Dschungel bekannt sind. Indem die Tropensonne den wohldurchwässerten, humusreichen Boden mit ihren Glutstrahlen durchdringt, ruft sie in diesen niederen Pflanzen einen Vegetationstrieb hervor, dessen Üppigkeit allen Beschreibungen spottet. (...).
Tempel zu Srirangam bei Tiruchirappali
Tempel in Srirangam, near Tiruchirappali
Notes
Aus dem Dschungel tretend zeigt sich die imposante Pagodenstadt Tritschinapalli, auf der Flussinsel Srirangam gelegen. (...) Der Gesamteindruck der massenhaft aufstrebenden reich ornamentierten Kultusstädten ist ein hoch imposanter. Der Haupttempel wird durch eine mächtige Turm-Pyramide flankiert, Gopura genannt. (...) Um dieses Allerheiligste zu erreichen sind zahlreiche Vorhöfe zu passieren. (...) Der grosse Eindruck des Ganzen wird indes bei näherer Betrachtung der Details sehr abgeschwächt. Die Skulpturen sind ohne künstlerischen Wert, geschmacklos und ohne Ausdruck. (...)
Große Pagode Gopura zu Tandschor
The great gopura of Thanjavur temple
Notes
Inzwischen ist hier ein Bild entwickelt, das eine der schönsten Pagodenpyramiden Ostindiens veranschaulicht. Es ist die grosse Gopura zu Tändschur im Madrasgebiet. Die gewaltige Pyramide ist 200 Fuss hoch und weil ganz aus Quadern erbaut noch sehr gut erhalten.
Straße in Kalkutta
Street in Calcutta
Notes
Das Tageslicht schwindet, und der Indienbesucher nützt die kommende Nacht zu einer Eisenbahnfahrt nach der Haupt- und Residenzstadt Kalkutta, deren Einwohnerzahl weit über eine halbe Million beträgt. Als Zentrale ganz Indiens ist dort ein enormer Reichtum konzentriert. (...) Ein reger Menschenverkehr belebt die Strassen selbst nach Sonnenuntergang, (...) da die Abendkühle alsdann zum Flanieren und die zahlreichen offenen Restaurants zum Besuche einladen.
Kalkutta. Totenverbrennung
Calcutta. Burning ghat
Notes
Doch fehlt zum heiteren Bilde auch nicht der Kontrast. - An einem anderen Punkt der Stadt bietet sich dem Beobachter der ergreifende Anblick eines tief ernsten Aktes nächtlicher Tätigkeit, der Leichenverbrennung. Nur durch eine Mauer von der Stätte freudig pulsierender Lebensäusserung geschieden, vollzieht sich hier die Vernichtung eines Menschen. Um eine Luftverpestung zu verhindern, die man dort als Ursache der häufig auftretenden Epidemien ansieht, werden die Leichen armer Hindus, wenige Stunden nach ihrem Ableben, auf den Totenhof gebracht, um auf Stadtkosten verbrannt zu werden. Was das Feuer nicht vertilgt, der Geier und Marabustorch nicht verzehrt, nimmt der Huglyfluß auf.
Popanassum. Wasserfall der Sündenvergebung
Poppanassum. Waterfall forgiveness of sins
Notes
Und nun zum Reiseabschlusse noch einen Blick auf Indiens lebendige Landschaftsszenerie. Mächtige Ströme durchfließen das Land, von denen einige großartige Katarkate bilden (...) Ein kleinerer bei Tinevilly ist hier dargestellt, "Katarakt der Sündenvergebung" oder "Popanassum". Die Majestät jener gewaltigen Wassermassen, die aus enormer Höhe donnernd in die Tiefe niederstürzen, wirkt erschütternd auf den Hindu. Diese Wirkung nutzen die Brahminen, um die erschreckten Pilger zu Buße und Opferung im hierbei befindlichen Tempel zu bewegen.
Mit dieser grandiosen Naturszene schließt die Wanderung durch Ostindien und der erste Akt der heutigen Soiree.